Motorhome

Für unsere geplante Reise brauchen wir also auch einen fahrbaren Untersatz. Ein Wohnmobil musste her, sicherlich mit der größte Kostenfaktor unserer Reise. Nun weiß fast jeder, dass es die Dinger in allen Preisklassen gibt. Angefangen von unbezahlbar bis absolut und total unbezahlbar. Zumindest in unserer Schicht des zur Verfügung stehenden Kleingeldes. Eines zu mieten, wäre die nächste Alternative gewesen. Allerdings, bei ca. 1 Jahr Mietzeitraum und einer erwarteten Streckenleistung um die 30.000 km für die Tour, fast genauso teuer wie ein kleines neues Wohnmobil. Die Größe war das nächste Thema. Wir planen, mit drei grossen Hunden zu reisen und der geplante Zeitraum übersteigt bei Weitem den Durchschnittsanspruch arbeitsfreier Zeit normaler Menschen. Es stand also relativ schnell fest, dass wir ein relativ großes Exemplar benötigen. Bezogen auf die KFZ-Technik war ich eher darauf ausgerichtet, etwas aus dem Bus oder LKW Segment zu wählen, da diese Maschinen in punkto Langlebigkeit auf einen höheren Niveau sind. Gerade wenn man im Gebrauchtsegment unterwegs ist, meiner Ansicht nach ein wichtiger Aspekt. Des weiteren ist die Ersatzteilbeschaffung bei Bus oder LKW Technik deutlich einfacher. Wir recherchierten ca. 8 Monate nach passenden Fahrzeugen und wurden im Januar in Italien (Südtirol) fündig. Ein Bus, Iveco, 12m lang, ausgebaut und technisch soweit einwandfrei. Es lagen aktuelle TÜV Berichte und HU Gutachten vor. Die Laufleistung war mit 300.000 km angegeben. Für Reisebustechnik ist das absolut wenig. Einziger Wermutstropfen war die zulässige Gesamtlast, welche die Suche nach geeigneten Stellplätzen erheblich erschwert. Weiterhin benötigt man zum Führen solcher Fahrzeuge einen Führerschein der Klasse C1E; Kosten dafür etwa 4500€ pro Person. Dafür war der Preis des Fahrzeugs sensationell günstig. Wahrscheinlich genau wegen dieser Nachteile. Während unseres Winterurlaubs wollten wir eine Besichtigung des Busses vornehmen. Leider war der Verkäufer, trotz telefonischer Vorankündigung, während unseres Urlaubs telefonisch nicht mehr erreichbar. So verging der Urlaub ohne die Chance, das Fahrzeug zu besichtigen. Immerhin betrug die Anfahrt von unserem Wohnort bis zum Standort des Fahrzeuges ca. 700 km. Bei einem weiteren Versuch einen Termin zur Besichtigung zu vereinbaren, erfuhren wir, dass der Bus bereits verkauft sei.

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Leider war der schon vergriffen, aber auch noch eine Nummer größer.

Eines ist sicher, umzubauen hätte es an dem Fahrzeug nicht viel gegeben. Die Kosten, welche wir nun für den Umbau haben, hätte man bei diesen Fahrzeug in den Erhalt der notwendigen Führerschein Klassen investieren müssen.
Regelmäßig checkten wir alle bekannten Online Portale nach weiteren entsprechenden Angeboten. Eine ganze Weile gab es nichts Passendes. Langsam drohte die Zeit knapp zu werden, da wir in unserer zeitlichen Planung immer kalkuliert hatten, dass wir bei unserem finanziellen Budget und den daraus folgend eingeschränkten Angeboten, einige Umbaumaßnahmen zu erledigen hätten. Wir konnten nicht davon ausgehen, noch einmal ein solches Angebot ohne Umbauaufwände zu finden und mussten also bis spätestens Sommer 2013 diese Aufgabe erledigt bekommen.

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Unser Oberland am Tag der Ankunft. Ein Blick auf die Hinterräder lässt böses ahnen.

Anfang Mai hatten wir dann ein entsprechendes Angebot gefunden. Ein als Funkübertragungswagen ausgebautes ehemaliges Wohnmobil der Marke Overland Typ Lexington. Das Fahrzeug wurde von Radio RTL Berlin 104,6 eingesetzt, um auf städtischen Veranstaltungen zu moderieren bzw. Reportagen zu erstellen. Im Inneren, anstelle des Schlafzimmers ein mobiles Audio/Video Schnittstudio, ein Faxgerät, Verstärker, Video- und DVD-Player, Mischpulte. Wo normaler Weise das Bad ist, ein Serverrack, Schaltschränke, zwei schwenkbare 360 º Außenkameras  und Außenlautsprecher. In der Küchenzeile verbaut ein halbes Umspann-Werk, bestehend aus gigantischen Transformatoren und einem 4KW 380V Stromgenerator unter dem Fahrzeug. Der wirklich große Vorteil war die geringe Laufleistung von ~25.000 km und die engmaschig geführten Wartungen. Die 25.000km sind geradezu lächerlich für den verbauten 5.9 Cummins Turbodiesel. Dieser Motorentyp gehört mit zu den langlebigsten Motorentypen überhaupt.

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Tag der Besichtigung, auch alle Starthilfe Batterien halfen nichts.

Dieses Mal wollten wir nicht zu spät kommen und ich nahm sofort Kontakt mit dem Verkäufer auf. Ein offenes und ehrliches Gespräch erwartete mich am Telefon. Wir vereinbarten einen zeitnahen Besichtigungstermin und ich bat alles so vorzubereiten das wir das Fahrzeug im besten Falle mitnehmen könnten. Kurzzeitnummernschilder wurden geholt und am 17.5.2013 machten wir uns auf den Weg zur Besichtigung. Wir hatten nur 320 km vor uns aber brauchten dafür fast 6h. Es war einfach eine schreckliche Fahrt. Natürlich mussten auch unsere Hunde mit dabei sein. Der Verkäufer hatte mich bereits vorgewarnt, falls wir Angst vor seinen „großen“ Hunden hätten. Für uns selbst als Hundeführer einer Deutschen Dogge ist der Begriff „große Hunde“ relativ.

WoMo Kauf

Dante zusammen mit den Fila’s bei der Besichtigung.

Endlich angekommen, gab es einiges an Durcheinander. Der Verkäufer hatte kurz zuvor sein Mobiltelefon verloren und war entsprechend gestresst, da dies berufliche Vorraussetzung für ihn war. Trotz dieser Umstände nahm er sich ausgiebig Zeit, uns das WoMo in allen Details zu zeigen. Während dessen lernten wir auch die zwei „grossen“ Hunde kennen. Zwei Fila Brasilieros, beide voll entspannt aber total verspielt.
Als wäre der Tag verhext, wollte das Ding nicht starten. Eigentlich war ja geplant das WoMo gleich mit zu nehmen. Kurzzeitnummerschilder hatten wir ja dabei, aber das WoMo wollte partout nicht anspringen.

Irgendwie war es offensichtlich, dass diese Situation auch für den Verkäufer die nächste unliebsame Überraschung des Tages war. Er bot uns an, das Fahrzeug nach der Instandsetzung, zu uns zu bringen. Auch preislich zeigte er sich noch verhandlungsbereit. In der Zwischenzeit hatte Silvia unsere Hunde aus dem Auto geholt. Unsere drei waren natürlich nach der langen Fahrt und der Wartezeit im Auto entsprechend aufgedreht. Alles lief super, alle fünf spielten miteinander und nahmen intensiv und neugierig an der WoMo Inspektion teil.
Ein handschriftlicher Vertag wurde aufgesetzt, das spätest akzeptierte Datum für die Anlieferung des WoMo wurde festgelegt, wir hinterlegten eine Anzahlung und trotz der vielen Zwischenfälle, waren alle happy. Insgesamt fand ich, ein Privatverkauf, bei dem ich trotz der Umstände ein gutes Gefühl hatte.
Bereits am Tag nach unserer Besichtigung rief mich der Verkäufer an und präsentierte mir am Telefon das Geräusch des laufenden Motors. Es war also nur eine Kleinigkeit, welche ein befreundeter KFZ Elektriker schnell lösen konnte. Die während des Verkaufs weiterhin vereinbarten Wartungsarbeiten wurden in den folgenden Tagen durchgeführt.
Am Mittwoch Abend des 22.05.2013 rief uns der Verkäufer an und teilte uns mit, dass er das Fahrzeug morgen anliefern könnte. Wir organisierten unsere Homeoffice Termine um, so dass Silvia am Folgetag zu Hause war.

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…..zu schwer für die total abgesoffene Wiese.IMG_0111

Gegen 10:00 Uhr am Donnerstag, den 23.05.2013 war es dann so weit und unser Overland Lexington kam bei uns an. Bereits Tage zuvor hatte es geregnet, alles war durch das viele Regenwasser aufgeweicht, doch der zukünftige Stellplatz unseres WoMo`s, die Wiese gegenüber unseres Hauses, sah zumindest vom Moment so aus, als könnten wir das WoMo darauf abstellen.

Silvia postete mir die ersten Bilder von unserer neuen Errungenschaft, geparkt vor unserem Haus.
Als ich das Bild sah, dachte ich Oh, Oh! Es war offensichtlich, dass die Hinterräder eingesunken waren. Ich lies mir noch weitere Bilder, direkt von den Hinterrädern zusenden. Mir wurde sofort klar, dass das WoMo von der Wiese musste. Sollten die Hinterräder weiter absacken, bräuchten wir schweres Gerät um das Wohnmobil wieder frei zu bekommen.
Also bin ich so schnell als möglich nach der Arbeit nach Hause. Natürlich regnete es! Zu Hause angekommen habe ich versucht, das Wohnmobil von der Wiese zu fahren. Keine Chance! Schon bei ganz wenig Gas, drehte das rechte hintere Zwillingsrad sofort durch. Shit! Also wurde unser SUV davor gehangen. Mein Dodge, selbst 3t schwer wurde von der Länge her so davor gehangen das er selbst nicht mehr auf der Wiese stand. Ich ab ins WoMo, Silvia in den Dodge. Endergebnis, keine Chance, der Dodge zog mit aktivierter Differenzialsperre alle 4 Räder durch – das WoMo wippte, trotz Unterstützung des eigenen Antriebs, nur minimal. Wie zuvor vermutet, musste schweres Gerät ran. Ein Vorteil des Landlebens ist, dass man sich gut untereinander kennt, sich hilft und die aktiven und ehemaligen Landwirte in Besitz von Landmaschinen sind. 15 min später stand ein IHC Traktor, nebenbei gesagt mit identischen Motor wie unser WoMo, vor unserem Haus.
Der Traktor war schnell angehangen und zog an. Keine 10 cm ging es voran dann riss der Abschlepphaken ab. Das gibt es doch nicht! Also noch ein Versuch! Die Schlaufe wurde um die Vorderachse gelegt und der IHC zog unser WoMo scheinbar völlig mühelos aus den Radkuhlen, welche sich in der Wiese durch die vorherigen Versuche, gebildeten hatten.

Geschafft!

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was für`n Matsch. na das wird uns eine Leere bleiben.

Wo nun hin mit dem Ding? Das Thema Wiese war gelaufen, zumindest in ihren derzeitigen Zustand. Da wir an unserer Strasse Einzelanlieger sind und diese Strasse auch kein öffentlicher Verkehrsweg ist, beschlossen wir ,das WoMo bis zum Wochenende direkt auf unseren befestigten Wirtschaftsweg zu parken. Auf Dauer konnte das natürlich nicht so bleiben, also musste eine befestigte Unterlage her. Split oder Schotter wären am günstigsten gewesen, allerdings muss man solche Untergründe zusätzlich verdichten und so wirklich gut macht sich das, wenn die Fläche nachher wieder zur Wiese werden soll, auch nicht. Also entschied ich mich für eine provisorische Holzterrasse.

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Die Bremsklötze meines Anhängers waren nicht gedacht für die Gewichtsklasse, also mussten erst einmal Provisorien her.

Wir fuhren in die benachbarte Holzhandlung und kauften 45mm Maurerbohlen auf 3m Länge. Insgesamt haben wir für eine 10m lange Terrasse kalkuliert. Aus alten Eichenbohlen haben wir eine Art Unterkonstruktion ausgelegt und darauf, zuerst auf ungefähr zwei Drittel der Fläche die neuen Maurerbohlen ausgelegt. Die restlichen Bohlen wurden dazu verwendet zwei Fahrspuren zur Terrasse auszulegen. Alles funktionierte ganz gut, nachdem das WoMo mit den Hinterrädern an der Terrasse war, haben wir die ausgelegten Fahrspuren wieder aufgenommen und diese Bohlen zur Fertigstellung des letzten Drittels verwendet.

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Das Holzplateau von rechts

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Ansicht von hinten

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Ansicht von vorn links

Nun steht unser WoMo also auf trockenen tragfähigen Untergrund. Ausserdem hat man eine glatte Fläche, für den Fall das Unterbodenarbeiten zu erledigen sind.
An den folgenden Tagen gab es noch reichlich Niederschlag und wir konnten so prüfen das sich  unsere provisorische Konstruktion bewährt.

Nun kann es also losgehen mit dem Umbau, zu welchen ich hier regelmäßig berichten werde.

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sieht nicht nach High Tech aus; ist es auch nicht 😉

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Beifahrer Seite, Platz ist auf alle Fälle reichlich vorhanden.

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lose Tapeten und Blick in Richtung Küche

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Blick bis zum zukünftigen Schlafraum. Der Stadtplan hinten links ist mit Werbung der Polizeigewerkschaft Berlin. Kann glaube ich ab. 🙂

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Sitzecke am Eingang links. Muss auch raus.

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…noch mal Cockpit gesamt

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…von der zukünftigen Schlafzimmertür aus, der Blick nach vorn.

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Teil der Küche, rechts mit Kühlschrank. Der Bereich welcher die größten Chancen hat, in etwa so zu überleben wie er ist.

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Unterschränke mit Interessanten Inhalt.

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…hier ein Blick in den Technikraum. Gut zu erkennen sind die Audiobuchsen nach Industrienorm. Für die Lampen gibt es rund ums Auto Halterungen, ebenso für vier Aussenlautsprecher.

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Teile der zentralen Stromversorgung

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Der interessante Inhalt der Küchenzeile. Zwei grosse Umspanntransformatoren 12/220V. Die können einiges ab und kommen auf jeden Fall wieder zum Einsatz.

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Der Schnittraum und gleichzeitig zukünftiges Schlafzimmer. Wände und Decke sind mit einer speziellen akustischen Verkleidung ausgestattet. So hört man uns draussen nicht so laut schnarchen. 🙂

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Die Rückseite des Schaltschrankes welcher im Bad steht beherbergt reichlich Audio / Video Equipment. Etwas in die Tage gekommen allerdings.

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DVD, DV, Video, Endstufen, Croma-Mixer und oben drüber ein Safe

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Blick von fast ganz hinten

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Schnittplatz, der PC hängt untern Tisch. Der Joystick ist für die zwei 360 Grad Aussenkameras.

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Präsentationsmonitor

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Halogen Innenbeleuchtung — viel zu stromhungrig, wird auch gewechselt

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